workshop: angie hiesl

„ALLES IST RAUM-

wir selber sind Raum, wir sind von Raum umgeben, auch Denken ist Raum.“
Erklärt die Regisseurin, Choreografin, Performance- und Installations-Künstlerin Angie Hiesl zu Beginn des am vergangenen Wochenende (29.-30.05.2021) stattgefundenen Workshops und gibt den Teilnehmenden damit eine Ahnung dessen, womit sie sich in den kommenden zwei Tagen auseinandersetzen werden.

Das Thema Raum erhielt bereits aufgrund des Workshop-Standortes eine besondere Bedeutsamkeit: Dieser war, durch das pandemiebedingte Ausweichen auf das Online-Format Zoom, auf die privaten Zimmer der Teilnehmenden verteilt. Wie die vertraut geglaubten Räume und Objekte sowie der eigene Körper darin neu erfahren werden können, machte Angie Hiesl durch verschiedene, von ihr angeleitete, Übungen erfahrbar. Darin konnten Sehgewohnheiten, als normal konnotierte Körperteilnutzungen oder Objektfunktionen- und bezeichnungen perzeptuell verrückt werden.

Das Verhältnis von Raum-Körper und Objekt wurde anschließend auch im öffentlichen Raum verhandelt: Die Teilnehmenden waren eingeladen, spontan gefundene Objekte in Installationen zu platzieren und in diesen den eigenen Körper zu verorten. Die Installations-Performances luden auch Passant*innen ein, die entstandenen Neukontextualisierungen von Körper- und Raumbegriffen zu reflektieren.

Auch Kleidungsstücke sind Objekte, zu denen man eine vertraute Verbindung aufbaut.  Am zweiten Tag bildete sodann das T-Shirt das Zentrum der Auseinandersetzungen. Die Workshopleiterin lud innerhalb verschiedener Übungen zu einer sinnlichen Annäherung an das eigene Kleidungsstück ein. Im Zentrum standen Fragen nach der Form, dem Material oder der Zusammenwirkung des T-Shirts mit dem eigenen Körper sowie hinzutretenden Objekten.

Den Abschluss des Workshops bildeten zweistündige Performances im öffentlichen Raum, in welchen die Teilnehmenden auf individuelle Weise das T-Shirt im Zusammenspiel mit dem eigenen Körper und dem sie umgebenden Umfeld in ihrer Funktion hinterfragten, neu ausloteten und somit ungewohnte Praktiken in den mit sozialen Codes aufgeladenen öffentlichen Raum integrierten.

Angie Hiesl realisiert ihre eigenen künstlerischen Arbeiten seit 1997 in Zusammenarbeit mit dem Regisseur, Choreograph und bildenden Künstler Roland Kaiser. Im Zentrum ihrer Arbeiten stehen Körper zwischen Be- und Entgrenzung. Die häufig im öffentlichen Raum stattfindenden Werke bilden sinnliche Provokationen, welche Passant*innen dazu einladen, vertraut Geglaubtes in einem neuen Blickwinkel wahrzunehmen und Realitätsverrückungen herauszufordern.

Workshopsteilnehmende: Zinnet Peken, Nina Lenz, Nadja Simchen, Berna Aydogan, Claudia Schulz, Felix Nick, Katharina Vikulova, Laura Leyser, Johanna Schlenk. Der Workshop fand im Rahmen des Moduls „Konzeptionierung und Durchführung einer intermedialen Gruppenarbeit“ statt, welches von der Professorin Snežana Golubović geleitet wird.

Text: Theresa Stenzel; Bild: Laura Leyser / Kate Vikulova